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Die Geschichte vom Rosenbäumchen

Im einem verwilderten Garten stand ein altes Rosenbäumchen. Einst, als sich noch regelmäßig jemand um es gekümmert hatte,
war es wunderschön. Seine Blüten waren in leuchtetendem Rosa weithin zu sehen und alle die es sahen, erfreuten sich an ihm.
 
Dann aber starb die Besitzerin des Hauses, zu dem der Garten gehörte. Alles wuchs immer mehr zu und das Rosenbäumchen bekam nicht mehr genug Luft und Sonne, um zu wachsen. So trug es zwar noch einige wenige Blüten, doch viel zu viele alte, längst verdorrte, Zweige mit sich herum. Es verging Jahr um Jahr und das Bäumchen entschloss sich, zu sterben.
 
Eines Tages jedoch zog eine Familie in das Haus. Nachdem das Wohnhaus in Stand gesetzt worden war, ging die neue Besitzerin mit ihrer ältesten Tochter, die zu Besuch gekommen war, durch den Garten, um zu überlegen, wie man es hier gestalten könne. Sie entdeckten das Rosenbäumchen, dass zu dieser Zeit nur noch eine einzige kleine Blüte trug. Die Tochter sagte: "Das hier kann wohl weg, das ist ja schon alt und so gut wie tot. Pflanz ein Neues."
 
Die Mutter aber besah sich das Bäumchen genau, schüttelte den Kopf und erwiderte:
"Nein. Siehst du die einzelne Blüte?
Es will leben. Ich gebe ihm eine Chance."
 
So ging sie daran, dem zugewachsenen Bäumchen wieder mehr Platz zu machen und auch die verdorrten Äste wurden beschnitten. Das Bäumchen fühlte sich wie befreit, weil es den alten Ballast nicht mehr mit sich herumtragen musste. Es spürte neues Leben in sich und zaghaft begann es neue Triebe zu bilden. Kleine hellgrüne Blätter entfalteten sich, kurz darauf reckten sich erste Knospen neugierig der Sonne entgegen. Und es dauerte nicht lang, da leuchteten seine wunderschönen Blüten wieder weithin sichtbar und es verströmte einen Duft, der jeden bezauberte.
 
Sprachlos stand die Tochter bei ihrem nächsten Besuch davor und fragte: "Wie kann das sein?!"
Die Mutter schmunzelte und antwortete: "Nun, es ist so wie bei uns: Wenn man zuviel Altes und nicht mehr Nützliches mit sich rumschleppt, dahin seine Aufmerksamkeit richtet und dort seine ganze Energie rein steckt, dann verkümmert man.
Egal wie sehr man sich auch anstrengt, es wächst dort einfach nichts Neues. Das bedeutet aber nicht, dass man dann aufgeben sollte.
 
Man braucht sich nur von dem, was einen nicht weiter bringt, trennen.
Dann hat man auch wieder Ressourcen frei, um Neues entstehen zu lassen und zu wachsen…"
©Nadine Baum

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